Seheindrücke früher Weitwinkel-Ferngläser

Im ersten Weltkrieg entstand ein Bedarf für Ferngläser mit vergrößertem Sehfeld zur Luft-raumbeobachtung und Flugabwehr. Um 1917 entwickelte man Entwürfe und bald auch Prototypen solcher, damals außergewöhnlichen Optiken. Carl Zeiss Jena war Vorreiter der Entwicklung und verstand später auch das wirtschaftliche Potential der Innovation zu nutzen.

 

Bald nach Kriegsende, wohl schon1919 kam mit dem Deltrintem 8x30 das erste zivile Weitwinkel-Fernglas von Zeiss auf den Markt. Kurz danach folgten mit Delactis 8x40 und Delturis 8x24 weitere Modelle. Für Einzelheiten der Zeiss Fernglasgeschichte wird auf das umfassende Buch von Dr. Hans T. Seeger verwiesen (Zeiss Handferngläser 1919-1946 Modelle - Merkmale Mythos).

 

Das spannende an den Neuentwicklungen mit rund 30 % größerem Sehfeld war der Gestaltungs-spielraum den die Weitwinkel-Okulare für die Auslegung des Fernglasbildes boten. So entstanden nicht nur beeindruckend große Bildfelder sondern auch recht unterschiedliche Seheindrücke. Die damaligen Fernglasdesigner hatten etwas neues entwickelt ohne Vorbild wie das 'optimale' Weitwinkel-Fernglas beschaffen sein sollte. Offenbar gab es bei den Entwicklern von Zeiss auch unterschiedliche Auffassungen dazu. Anschaulich wird das an den Delturis (8x24) und Deltrentis (8x30) Modellen. 1921 brachte Zeiss das Delturis auf den Markt, und nur ein Jahr später wurde das Fernglas durch eine Neukonstruktion ersetzt. Genauso wurde das Deltrentis schon 1926 durch eine Variante mit aufwendigerer Okular-Konstruktion ergänzt (6-linsiges Okular) und dieses Okular 1932 wiederum durch eine Neukonstruktion ersetzt. Wo lagen die Ursachen für die Modellwechsel? Wodurch unterscheiden sich die Modelle?

 

Das besondere am Weitwinkelokular gegenüber einfacheren Okularen ist, dass das Zwischenbild erst 'aufgeweitet' und dann sozusagen 'hinein' vergrößert wird. Mit dem großen Sehfeld und der stärken räumlichen Wirkung kann ein umfassender Bildeindruck, nicht unähnlich dem natürlichen Sehen ohne optisches Hilfsmittel entstehen. Man kann von einer regelrechten 'Bildaufbereitung' im Weitwinkelokular mit unter-schiedlichen Möglichkeiten des Sehfeld-Designs sprechen.

 

Die Beurteilung der Bildwirkung ist zum guten Teil subjektiv. In Fachbüchern werden solche subjektiven, für das Sehen aber wichtige Eigenschaften fast nur auf physikalische und mathematische Definitionen begrenzt. Daher der Versuch einmal anhand einfacher Geometrie-Analogie frühe Weitwinkel Ferngläser einzuschätzen.

 

Wichtig ist, dass es sich bei der folgenden Zusammenstellung nicht um unmittelbare Gesetzmäßigkeiten handelt, sondern auch um den Versuch Seheindrücke unterschiedlicher Weitwinkelferngläsern zu beschreiben.

Herkömmliches Okular (Kellner) und Weitwinkelokular (Erfle) (Okularquerschnitte nur schematisch). Beim Kellner Okular, dass bis etwa 50° Sehfeld Verwendung findet wird das vom Objektiv kommende Strahlenbündel von der Feldlinse im Okular gesammelt und auf die Auglinse gerichtet. Die Auglinse ist eine Lupe die das Bild für das menschliche Auge vergrößert. Beim Erfle Okular wird das ankommende Bild aufgeweitet und mit einer ein- oder zweifacher Lupe stark vergrößert. Damit werden Sehwinkel von ca. 70° ermöglicht.

Objektiver Sehwinkel (S1) und subjektiver Sehwinkel (S2) beim Fernglassehen

Grafik in Anlehnung an eine Zeichnung der Ernst Leitz GmbH, 1960

Das sogenannte 'Zwischenbild' liegt meist hinter dem Bildumkehrsystem (Prismen) und vor dem Okular. Es handelt sich um ein virtuelles Bild. An dieser Stelle entsteht ein wahres Bild, das dann vom Okular aufgefangen und vergrößert wird. In der Zwischenbildebene kann auch eine Strichplatten mit Maßeinheit angeordnet werden. Das Fernglas-Zwischenbild kann mit der Bildebene einer Perspektive der darstellenden Geometrie verglichen werden.

Wesentlich für Perspektivkonstruktionen sind Anordnung von Bildebene, Distanz und Sehkreisradius. Die Bildebene der Perspektive ist als transparente Scheibe gedacht. An den Durchstoßpunkten der Sehstrahlen durch die Bildebene entsteht ein reales Bild vom entfernten Objekt, ähnlich dem Zwischenbild im Fernglas.

Interessant ist, die Perspektiv-Wirkungen zu untersuchen, die durch eine Verschiebung des Augpunktes bei festgehaltener Bildebene entstehen, weil hierdurch die Anschaulichkeit des Bildes verändert werden kann. Erfahrungsgemäß kann ein Beobachter gleichzeitig nur einen solchen Teil des Raumes deutlich erkennen, der innerhalb eines Kegels mit einem Öffnungswinkel von etwa 30° liegt. Dieser Sehkegel schneidet aus der Bildebene einen Kreis aus, dessen Radius etwa gleich der halben Distanz ist (Sehkreis). Man wird das Zentrum von Gegenstand mindestens so weit entfernt annehmen, dass ein Beobachter, dessen Auge sich im Zentrum befindet, den Gegenstand mit einem Blick zu erfassen vermag.

zum Vergleich ein Gebäudekomplex mit zwei verschiedenen Distanzen (zwischen Augpunkt und Bildebene) perspektivisch dargestellt. Die über den Sehkreis hinausragenden Teile erscheinen verzerrt. Weiter zeigt der Vergleich der Abbildungen dass bei einer Verringerung der Distanz der Vordergrund hervorgehoben, während der Hintergrund zurückgedrängt wird.

Das besondere am Fernglassehen mit Weitwinkelokular ist, dass die subjektive Distanz zum Zwischenbild (oder zur Bildebene) im Okular in gewissen Grenzen variiert werden kann und auf diese Weise unterschiedliche Bildeindrücke und Seherlebnisse (wie im Geometrie-Beispiel) generiert werden können.

Die subjektive Distanz zur Bildebene hat auch Einfluss auf die Tiefenwirkung im Fernglasbild. Beispiel für ein eher 'flaches Bild', fast ohne Distanz zur Bildebene ist das Deltrintem I (1919-1932). Es entsteht ein geradezu hyperreales, phantastisches Bild.

Beispiel für größere Distanz, gute Tiefenstaffelung und einen ausgewogenen Bildeindruck ist das Deltrintem II (1926- 1932) mit 6-linsigem Okular. (Eine 8-fache Vergrößerung verursacht ohnehin starke Verkürzung der Tiefenabstände und Verdichtung der Objekte im Sehkreis). Subjektive Distanz und Tiefenwirkung haben auch eine eher unbewusste emotionale Wirkung auf den Fernglasnutzer.

Deltrentis 8x30, Delturis 8x24, Delactis 8x40 und Dekaris 10x50 waren erste Weitwinkel-Ferngläser auf dem Markt. Es dauerte offenbar mehrere Jahre bis andere Hersteller das Potential der Neuentwicklungen realisierten und vergleichbare Produkte präsentierten. So hatten die ersten Zeiss Weitwinkel-Gläser wohl Leitbildfunktion für nachfolgende Produkte. Anderen Optikhersteller wie Goerz, Busch, Ross und Huet haben ab ca. 1924 begonnen ebenfalls leistungsfähige Konkurrenzprodukte herzustellen, die wahrscheinlich wiederum Einfluss auf nachfolgende Zeiss Entwicklungen hatten.

 

Es gibt Ähnlichkeiten in der Auslegung früher Weitwinkelferngläser. Vielleicht können Gruppen vergleichbaren Designs gebildet werden:

 

1. Versuch der Beibehaltung eines ganzheitlichen Bildes mit gewohnter Distanz und Bildebene (Bildwirkung ähnlich Kellner-Okular, jedoch mit größerem Sehwinkel). Beispiele: Delturis I, Ross Stepnada.

 

2. Ausnutzung der Möglichkeiten des WW Okulars ('phantastisches Bild'). Distanz und Bildebene kaum mehr wahrnehmbar. Beispiele: Deltrintem I, Delturis II.

 

3. Kurze und sehr kurze Distanz mit weitem Bildfeld und guter Detailerkennung. Beispiel:

Delactis I, Huet Trinotix

 

4. Ausgewogenes weites qualitätsvolles Bild mit guter Tiefenwirkung unter geringer Vernachlässigung der Detailerkennung. Beispiele: Deltrintem II, Huet Neptorix.

 

Eine etwas größere Eigenständigkeit der Entwicklungen kann bei Goerz (Okular von Hofe) und ggf. auch bei Huet / Krauss (Kombination leistungsfähiges Porro II Glas mit Weitwinkel-Okular, z.B. Notorix Mod. 1927 mit weiten scharfen Sehfeldern) angenommen werden. In den 30er Jahren folgen bei Carl Zeiss Jena weitere innovative Weitwinkel-Ferngläser mit unterschiedlichem Auslegungsschwerpunkt (Telar 18x50; Deltar 8x40 mit Sehfeld 90°; D.F. 8x60 H mit Nur 3 opt. Gruppen; Delactem II 8x40; Delfortem 15x60).

 

Die 1935 bei Zeiss entwickelte reflexmindernde Beschichtung (T-Belag) eröffnet neue Möglichkeiten für das Design lichtstärkerer Weitwinkel-Ferngläser, auch mit größerer Anzahl optischer Elemente.

 

Die Originalität und Unmittelbarkeit früher Weitwinkelgläser wirken bis heute nach. Schließlich hat Carl Zeiss Jena zwei dieser ersten Entwicklungen mit zeitgemäßer Vergütung in großer Stückzahl auch noch bis Anfang der 90er Jahre gefertigt (Deltrintem, Dekarem).

 

Für eine vergleichende Übersicht (Anlage) werden handelsübliche Handferngläser der 20er und 30er Jahre mit Objektivquerschnitten bis 50 mm ausgewählt. Gerade bei kleinen Ferngläsern handelt es sich natürlich auch um recht empfindliche Systeme mit 'fragilem' Einblickverhalten. Schon geringe Ungenauigkeit bei Einstellung von Augenabstand und Schärfe können die Bildwirkung beeinträchtigen. Auch Verschmutzungen und Alterung der Verkittungen wirken sich bei kleinen Objektivquerschnitten ohne reflexmindernde Beschichtungen schnell nachteilig aus.

 

 

Frühe Weitwinkelferngläser                                                  geordnet nach Okularquerschnitten

Die folgende Auswahl ergab sich aus dem Bestand des Verfassers. Wichtige Hersteller wie Busch sind leider nicht vertreten. Je nach Quelle werden abgebildete Okularkonstruktionen zum Teil unterschiedlich bezeichnet. Grundlage der Okularschnitte sind einfache Demontage-Handskizzen. Ungenauigkeiten sind möglich. Es handelt sich um nicht maßstäbliche schematische Darstellungen. Der reale Linsenabstand ist meist kleiner als dargestellt. Achromate sind mit vertikalen Trennstrichen gekennzeichnet, verdeckte Radien gepunktet.

 

 

Erfle Okular

Beispiele:

 

CZJ Deltrintem I, 8 x 30 (ab 1919)

Auflösung von Distanz und Bildebene, 'hyperreales' Bild. Relativ gute Detailerkennung.

 

CZJ Delturem I, 8 x 24 (ab 1921)

Versuch eines schönen weiten Bildes (Distanz u. Bildebene vorhand- en), sehr empfindliche Einstellung, kleiner Scharfbereich, geringer Augenabstand, schwache Detailerkennung.

 

CZJ Delturem II, 8 x 24 (ab ca.1922)

Ähnlich Deltrintem I, großes übersichtliches 'phantastisches' Bild.

 

CZJ Deltrintem II 8 x 30 (ab 1926) (Auglinse als Triplet, 6-Linsen-Okular)

Beeindruckendes, ausgewogenes Bild. Distanz mit Tiefenwirkung.

 

Leitz Binuxit 8 x 30 (ca. ab 1924) 

Betonung Mittelschärfe mit guten räumlichen Seheindruck

 

Kershaw Olympic 8 x 30 (ab ca. 1926) (Auglinse wahrscheinlich kein Achromat)

Gutes, ausgewogenes Bild mit noch ausreichender Distanz. Gute Detailerkennung u. Mittelschärfe.

 

Huet Trinotix 8 x 30 (Modell 1925)

Distanz sehr dicht an Bildebene. Sehr gutes großes Bild, gute Detailerkennung. Beeindruckend.

 

Krauss 8 x 30 (Militärvariante / Auglinse wahrscheinlich kein Achromat)

Seheindruck ähnlich Huet Trinotix.

 

Delturem I (links) und Delturis II (rechts)

 

 

Okular mit mittleren Triplet nach Christian von Hofe (1924)

Beispiel:

 

Goerz Magon 8 x 24 (ab ca. 1925) Nach Literaturangaben gut korrigiertes Bild.

 

 

Okular mit asphärischer Fläche nach Richter

Beispiel:

 

CZJ Deltrintem III, 8 x 30 (ab 1932)

Subjektiv kurze Distanz zur Bildebene. Irritierendes Schwenkverhalten. Relativ hell durch 10 statt 12 Luft-Glas-Übergängen.

 

Carl Zeiss Jena Deltrentis I (links), Deltrentis II (rechts), Deltrintem III (vorn)

 

 

Dreigliedriges Okular                                                          mit 2 Kittgliedern und einfacher Feldlinse

Beispiele:

 

CZJ Delactis I, 8 x 40 (ab ca. 1920)

Ausgezeichnetes, ganzheitliches Bild. Relativ kurze Distanz.

 

Ross Stepnac, 6 x 30 (ab ca. 1926)

Sehr großes beeindruckendes Sehfeld (mind. 11°), Bildebene noch wahrnehmbar bei kurzer Distanz. Gute Detailerkennung, empfindliche Einstellung, etwas dunkel.

 

Ross Stepnac (links) und Delactis I (rechts)

 

 

Dreigliedriges Okular                                                         mit mittleren Kittglied und einfacher Auglinse

Beispiele:

 

CZJ Dekarem 10 x 50 (ab 1922 / 1929) (Feldlinse Achromat)

Sehr großes Sehfeld, überwältigender Seheindruck, Rest Abbildungsebene, sehr kurze Distanz. Das Bild ist dem des Sehens ohne Fernglas nahe. Ordentliche Detailerkennung.

 

Ross Stepnada 7 x 30 (ab ca. 1927)

Auslegung ähnlich Delturem I, durch geringere Vergrößerung und größeren Objektivquerschnitt bessere Bildqualität. 'Poetisches Bild'

 

Ross Stepruva 9 x 35 (ab ca. 1932, Vorgänger Stepmab ab ca. 1926)

Ähnlich Dekarem. Subjektiv etwas kleineres Sehfeld. Mittelbetonung.

 

Huet Neptorix 8 x 40 (Modell 1927, Typ 1931, Porro II Marineglas)

Beeindruckendes ausgewogenes Bild, gute Tiefenwirkung, deutliche Bildebene, empfindlich auf genaues Einstellen u. Justieren. Relativ hell durch 10 statt 12 Luft-Glas-Übergänge und großem Objektiv.

 

Krauss Marine Typ 2, Porro II, 8 x 30 (Model 1933) (Auglinse konvex-konkav, Feldlinse evtl. Achromat) Ähnliche Auslegung wie Neptorix, jedoch schwächeres Bild. Gegenlichtempfindlich.

 

CZJ Delactem II, 8 x 40 (ab ca. 1938)

Ähnlicher Seheindruck wie Ross Stepruva. Bild Delactem II etwas größer und flacher als Stepruva. Gutes Bild mit ausreichender Distanz.

 

Delactem II (links), Ross Stepruva (vorn), Dekarem (rechts)

 

 

Dreigliedriges Okular mit mittleren Kittglied

Beispiel:

 

Goerz Magon 8 x 30 (ab ca. 1925) (Feldlinse unklar, gefasst, evtl. Achromat)

Volles großes Bild, Mittelbetonung, Kurze Distanz, Bildlinien runden sich zum Rand hin.

 

Goerz Magon 8 x 30

 

Noch zwei Beispiele der vielfältigen Entwicklungen und Versuchsmuster:

Gelegentlich ergibt sich die Möglichkeit besondere Ferngläser zu erwerben die nicht mit dem vorhandenen Kenntnisstand überein stimmen, so auch ein sehr frühes Deltrintem 8x30, Nr. 1041057 aus der zweiten Serie von 1919 und ein Huet Trinotix 8x30, Nr. 1183, vor Gebrauch der Modellbezeichnung '1925'. Das Deltrintem von 1919 unterscheidet sich erheblich von den späteren Modellen. Betroffen sind neben der Bauqualität auch Prismengröße, Okularlagerung und die optische Auslegung.

Zeiss Deltrintem 8x30, Nr. 1041057, Baujahr 1919

Der von außen nicht sichtbare Teil des Glases entspricht nicht dem Zeiss-Qualitätsstandard. Objektivaufnahme und Exzenterringe scheinen teils aus gebrauchter Kriegsproduktion und verschiedenen Materialien zu bestehen. Prismen-Haltebleche sind teils nicht geschraubt sondern in eingefrästen Aussparungen gesteckt. Einzelne Prismensitze sind mit dünnen Plättchen unterlegt. Mehrere Prismen haben Blaseneinschlüsse. Das Gehäuse hat noch die Markiereinrichtung eines Militärglases. 

Bildausschnitte Deltrintem mit Adresse des Vorbesitzers neben dem Objektiv und Ablösung Kunststoff am Einstellrad Mitteltrieb

Die Prismen sind deutlich größer als bei den späteren Baureihen mit gleichen Abmessungen auf Okular- u. Objektivseite. (Spätere Deltrintem haben unterschiedlich große Prismen). Wie beim Delturis I ist der Scharfstellungsbereich relativ klein. Der mittlere Bildbereich ist nur zu ca. 50% scharf. Unter ungünstigen Bedingungen tritt stärkere Chromatische Aberration auf. Das Fernglasbild vermittelt trotzdem ein beeindruckendes Seherlebnis mit guter Tiefenwirkung. Auch das Schwenkverhalten ist angenehm. Das Fernglas ist trotz der 12 Luft-Glas-Übergänge recht hell. Möglicherweise wurden Glasoberflächen zur Reflexminderung behandelt.

 

Deltrintem mit Unterschiedlich großen Okular-Feldlinsen und Prismen verschiedener Baujahre

Erstaunlich waren Mut und Weitsicht der Zeiss Mitarbeiter schon 1919 unter widrigen Umständen und schwierigen Exportbedingungen gleich eine größere Anzahl der  innovativen und noch nicht vollkommen ausgereiften Weitwinkel-Ferngläsern zu produzieren und wohl zum Teil auch zu exportieren. Nach AS-Liste H.T. Seeger, Zeiss Handferngläser 1919 - 1946 wurden 1919 schon über 8000 Deltrentis und Deltrintem gefertigt. Man findet frühe Deltrintem Modelle gebraucht öfter auf der Englischen Ebay-Website. 

Huet Trinotix vor Modell 1925 (Militärausführung, 'MG') demontiert

Das zweite ungewöhnliche Fernglas, ein frühes Huet Trinotix Nr. 1183 hat offensichtlich Anleihen beim Deltrintem gemacht. Die Prismen haben bis in die 70er Jahre (S.R.P.I) genau die Abmessung der ersten Deltrintem Ferngläser. Bei dem hier vorgestelltem Trinotix vor Mod. 1925 wurde sogar ein noch deutlich größeres asymetrisches Prisma mit Einschnürung in der Prismenmitte  im Strahlengang hinter dem Objektiv eingebaut. (Das andere Prisma vor dem Okular entspricht dem des Deltrintem). Es entsteht ein recht unmittelbarer Seheindruck. Ein gewisse Problematik besteht in guter Neu-Justierung und erneuter Einklebung nach Ausbau und Reinigung der eingeklebten Prismen.

Trinotix-Prismen: Übergroß dimensioniertes, asymmetrisches Prisma mit mittiger Einschnürung, angeordnet hinter dem Objektiv. Daneben das kleinere Prisma vor dem Okular mit gleicher Abmessung wie im Deltrintem von 1919.

Es sind keine präzise eingefrästen Prismensitze vorhanden sondern nur Auflageflächen auf denen die Prismen verklebt wurden. Die Neujustierung mit Bildaufrichtung ist recht problematisch. Das Sehfeld liegt bei etwa 150 m auf 1000 m (Deckelangabe 8,3°). Die Linsen der Okulare haben 10 - 20 % kleinere Radien als spätere Trinotix Modelle. Bei Einschrauben der 'vor Modell 1925' Okulare in ein Gehäuse Modell 35 ergibt sich ein brauchbares Bild, jedoch mit ungleichmäßiger Bildschärfe und kleinem Scharfstellbereich. Das Gehäuse ist nur für einen Augenabstand bis 72 mm ausgelegt. Die Modellbezeichnung Mod. 1925 tauchte erst später auf (sicher ab Nr. 1678, Referenzglas auf binomania.it). Offenbar ist nur eine kleinere Anzahl dieser frühen Trinotix Modelle gebaut worden (Mod. 1930 mit einheitlichen Prismen sicher ab Referenzglas Nr. 3112).