Für wenig Geld habe ich ein Kremb 8x30 ersteigert. Bei zivilen Ferngläsern eher ungewöhnliche Einzelokulareinstellung und Internettexte über Kremb als seriösen Mikroskophersteller bzw. Fernglasproduzent hatten mich neugierig gemacht. Nach 2 Tagen erhielt ich das Päckchen und wunderte mich über ein ungewöhnliche Fernglas. Es war dejustiert, hatte beginnenden Fungus, war verschmutzt und es war wohl schon einmal versucht worden zu öffnen (Werkzeugspuren). Das Fernglas ist vergütet, mit Strichplatte versehen und hat eine 'Klötzchenjustierung' (wie Goerz u. Hartmann Ferngläser). Ein Klötzchen-Fixierschrauben-Gewinde war schief geschnitten, und an diesem Klötzchen war das Prisma, wohl durch Erschütterung verrutscht. Nachdem das Prisma gerichtet war, war auch die Justierung wieder einwandfrei. Das Fernglasbild hat eine ungewöhnliche Bildqualität.
Beim Spaziergang mit noch ungereinigtem Glas zeigten sich mehrere Besonderheiten.
Das Glas hat ein eher weites Sichtfeld (ca. 135m auf 1000m). Der Randbereich des Sehfeldes wird leicht unscharf. Der Einstellbereich für ein scharfes Bild ist sehr klein. Das Fernglas muss sorgfältig
eingestellt und für größere Distanzen ggf. nachgestellt werden. Ein so kleiner Einstellbereich ist ungewöhnlich. Mit Mittelbrücke wäre das Glas kaum präzise scharf zu stellen. Das Fernglas hat ein
ungewöhnlich stimmiges, gutes, richtiges Bild. Man denkt an eine Art Brille. Es ist ein ganz eigenständiger Bildeindruck, mit wenigen anderen Ferngläsern vergleichbar. Ein wenig erinnert das Bild an
das Carl Zeiss Turex, was auch von einem Mikroskophersteller stammte. Um ein gutes Bild zu erhalten muss das Fernglas genau in einer Stellung zu den Augen gehalten werden.
Das Glas ist wie damals meist üblich leider gegenlichtempfindlich (wohl 60er Jahre - keine Prismenabdeckung zur Objektivseite). Die Vergütung ist vergleichsweise gut, leicht Farbe betonend. Das Glas ist relativ leicht. Interessant war das öffnen des Fernglases für die Reinigung. Die Prismen sind relativ groß und seitlich sauber geführt (justierbar mit 'automatischer' Bildaufrichtung). Auch ist kein Weitwinkel-, sondern nur ein Kellnerokular verbaut. Wichtige Teile sind ordentlich gemacht, sonst ist das Fernglas eher kostengünstig produziert. Auch das Okulargehäuse ist sehr einfach konstruiert und wird durch Madenschraube von oben gesichert. Das Fernglas 'fordert' den Benutzer mit der Notwendigkeit sehr genauer Einstellung und Haltung. Dafür erhält der Betrachter aber ein eindrucksvolles Fernglasbild.