Huet Neptix 8 x 40, (Mod. 1927 ?)                                    und Huet Marinegläser Typ 1931 u. Mod. 1933

Die Huet Porro I Ferngläser der Modellreihe 1927 waren nach dem ersten Welt-krieg wahrscheinlich die ersten modernen Französischen Marinegläser mit Weit-winkel-Okularen. Wegen der geringen Lichtstärke und für die Marinenutzung zu feuchte empfindlichen Prismenfixierung (Gips) erschien wenige Jahre später die verbesserte Modellreihe Typ 1931 mit Porro II Prismen, ausziehbaren Gegenlicht-blenden. Kurz danach folgte Modellreihe 1933 mit verbessertem Cranz-Prisma und gerade geführten, wassergeschützten Okularen.

Links: Huet Neptix 8 x 40, wahrscheinlich Mod. 1927

Mitte: Huet Neptorix 8 x 40, Typ 1931

Rechts: Huet 7 x 50, Armee de l' Air  1939 - sehr ähnlich Mod. 1933 (Augenmuscheln nicht original)

Zum Modell 1933 gibt es sehr ähnliche Luftwaffengläser (Armee de l' Air  1939) in den Formaten 7x50 und 15x50 oder 16x50. Die Luftwaffengläser haben unver-kittete zweilinsige Objektive. Das Trinotix 8x30 ist ohne Modellbezeichnung und als Mod. 1925, Mod. 1930, Mod. 1935 anzutreffen. Seltener ist das Aerix 16x50 (Grand Champ). Das Modell 1933 wurde unter Deutscher Besatzung zum Teil vereinfacht weiter gebaut. Später auch ohne Belederung mit beigen Einheitsfarb-anstrich. Von Krauss wurden ähnliche Militärmodelle in Porro I und Porro II - Bauweise hergestellt,  Porro II Gläser jedoch mit kürzeren Prismentrommeln als Mod. 1933 und ohne Cranz-Prisma.

Huet Neptix 8 x 40. Belederung und rechte Augmuschel nicht original

Bei Ebay hatte ich ein stark abgenutztes Fernglas 8x 40, 8.0° ohne Belederung mit großteils unkenntlich gemachter Beschriftung, aber Huet-Merkmalen erworben. Von Huet war mir bisher nur ein Porro I Modell aus den 50er Jahren bekannt. Beim Öffnen der Gehäusedeckel kamen dann eingegipste Prismen wie beim Trinotix Mod. 1925 zum Vorschein. Wie auch beim Mod. 1925 waren hier asymmetrische Prismen im Strahlengang hinter dem Objektiv verbaut. Nach vorsichtigem Reinig-en der Gehäusedeckel wurde folgende Beschriftung erkennbar:

 

Links:

NEPTIX

8 x 40    8°
VINGTIEMES
(Zeile nicht mehr lesbar)

 

Rechts:

HUET
PARIS
MARINE NATIONAL
CONSTRUCTION NAVALES

Wahrscheinlich handelt es sich um ein Mod. 1927 in der gleichen Bauweise wie das Trimontix 12 x 50 des Fernglasmuseums:

 

https://www.fernglasmuseum.at/museum/huet_trimontix_12mal50/huet_trimontix_12mal50.html  


Evtl. wurde bei Huet wie bei Zeiss damals ein 'Baukastensystem' verwendet. Offenbar ist nur eine kleinere Zahl von Mod. 1927 Gläsern produziert worden.

 

Offenes Gehäuse Huet Neptix. Die unteren Prismen sind ausgebaut.

Wie andere Huet Gläsern mit gipsfixierten Prismen ist auch das Neptix verpilzt, besonders die Prismen sind geschädigt. Objektive und Okulare sind verkratzt. Die Weitwinkelokulare bestehen aus 5 Linsen in 3 Gruppen. Die getrübten Achromate der Okulare wurden neu verkittet und Kratzer der Auglinsen auspoliert. Die Lage der kleineren Prismen wurde dokumentiert und die unteren Prismen ausgebaut. Die oberen asymmetrischen Prismen blieben im Gehäuse und wurden vorsichtig gereinigt. 

Asymetrische obere Prismen wie im Huet Neptix (1927?) wurden auch in anderen Ferngläsern verwendet wie: Huet Trinotix 8x30, Mod. 1925, Huet Stadix 8x30 (1930er Jahre), Zeiss Delactem II 8x40 (1938), San Giorgio 8x30 (1930er Jahre), Zeiss Oberkochen 8x30 (1954).

Okular Huet Neptix: Linsen und Zwischenringe in Einbaureihenfolge. 

Das Fernglas besitzt eine verstellbare Strichplatte, hier  links verbaut. Wahr-scheinlich wurde das Okular mit Stutzen bei früherer Demontage versehentlich links statt rechts montiert. Ein Okular hat eine Metall-Augenmuschel mit einschwenkbarem Fliter (Filter fehlt). Das Fernglas ist mit mehr als 1 Kg recht schwer. Das Fernglasbild ist etwas gelblich. Das Sehfeld ist bis ca. 70 % scharf. Die Bildwirkung ist ähnlich dem Neptorix, Typ 1931 . Das Bild scheint aber etwas größer und 'runder' als beim Neptorix zu sein. Überraschend ist das angenehme Schwenkverhalten. Das Bild scheint zum Rand hin 'abzurollen' ähnlich wie bei Okularen mit Asphären. Insgesamt ein eindrucksvolles Fernglasbild mit dem Seheindruck sehr kurzer Distanz zur Bildebene. Man meint fast ein wenig im Bild zu stehen. 

Huet Neptix (links) und Zeiss Dekarem (rechts)

Das Neptix-Objektiv hat eine deutlich kürzere Brennweite als das Zeiss-Delactis. Die Brennweite des Neptix-Okulars ist hingegen etwas länger als die des Delactis.
Wegen des schlechten Zustands der Neptix-Prismen habe ich die Neptix-Okulare in ein Zeiss-Delactem eingesetzt, was ein sehr schönes Fernglasbild ergibt. Auffällig war dabei auch wie eng das Neptix noch an seinem Vorbild ist. Die Durchmesser der Neptix und Delactis Okulare und Objektive sind annähernd gleich. Nur die Gewinde der Okulare haben eine andere Steigung.