Durch Glück hatte ich ein gut erhaltenes Huet Astropan erwerben können. Das Astropan ist ein sehr seltenes Französisches Militärfernglas der 50er Jahren mit enorm großem Gesichtsfeld von 155 m / 1000 m.
Huet Astropan 10 x 35 ohne Augenmuscheln
Das große Gesichtsfeld war damals nur durch Einsatz einer Asphäre möglich. Aufbau des Okulars aus zwei Gruppen ist ähnlich dem Huet 8 x 40 Marine Glases mit 11° Gesichtsfeld. Die Feldlinse vom Astropan ist ein Triplet. Die Zusammensetzung der in einer Hülse eingebördelten Auglinse ist nicht erkennbar. Zwischen Aug- und Feldlinse ist ein relativ großer Abstand.
Gehäuse mit präzise gefrästen Prismenauflager, jedoch ohne seitliche Fixierung. Ab Mod. 49 hat Huet wie Anfang des Jahrhunderts Prismen wieder im Fernglas justiert und dann über Zinnverguss in Blech-Haltestreifen und Prismenkopf fixiert.
Das Fernglas hat 5 Gruppen und im rechten Okular eine Strichplatte (Strichlinie oben). Der Augabstand zum Okular ist sehr kurz. Die Prismen von Okular- und Objektivseite sind gleich groß und nur etwas kleiner als vom CZJ Dekarem 10 x 50.
Größenvergleich Prisma Astropan und Prisma CZJ Dekarem. Prismenkopf Astropan mit Nut für Zinnverguss zur dauerhaften Sicherung der Justierung.
Verarbeitung und Bauweise sind ähnlich dem Französischen Militärglas 8 x 30 Mod. 49. Jedoch können die Okularlinsen ohne Ausbau vom Okulargehäuse nach Demontage einer Abdeckkappe von oben herausgeschraubt werden.
Okular aus nur 2 Gruppen. Das Astropan-Okular (rechts) ähnelt im Aufbau dem Huet Marine Glas 8x40, 11° (links) mit Triplet als Feldlinse.
Wie das Huet 8 x 40 Marineglas hat das Bild des Astropans einen warmen, minimal gelblichen Farbton. Die Vergütung des Astropans ist relativ gut. Für ein 50er Jahre Fernglas sieht man in der Dämmerung vergleichsweise viel.
Das Astropan-Okular ist einfach zu demontieren. Nach abschrauben einer Abdeckkappe kann die Auglinse direkt aus dem Okulargehäuse herausgedreht werden. Die Feldlinse fällt anschließend bei umgedrehten Fernglas heraus.
Das Fernglas ist aber empfindlich auf Gegenlicht. Die chromatische Aberration ist recht stark, stört aber eigentlich nur an Rändern weißer Flächen. Man erhält ein volles, optimal scharfes Bild nur in einem sehr kleinen Bereich und muss das Glas dafür recht genau fixieren.
Systemschnitt Okular CZJ U-Bootglas 8x60, 70° ('fat one'). Das etwa 10 Jahre zuvor von Zeiss entwickelte Weitwinkelokular hat bei nur 2 Gruppen und einer Triplet-Feldlinse große Ähnlichkeit mit dem Astropan-Okular. Beim 8x60 befand sich der asphärische Linsenteil auf Innenseite der Auglinse. Das CZJ Deltarem 8x40 (ca. 1936) hat einen ähnlichen Okularaufbau, auch mit Triplet-Feldlinse und Auglinse mit Äsphäre zur Innenseite.
Der Bildeindruck ist etwas phantastisch und ein wenig gewöhnungsbedürftig . Man steht sozusagen im Bild oder 'versinkt' fast darin. Der Einblick ist angenehm, macht Freude. Das Fernglas ist mit ca. 1kg nicht zu schwer und etwas handlicher als das Dekarem.
Größenvergleich Astropan und Dekarem
Das Bild des Astropans wirkt 'entgrenzter' und weitwinkliger als das des 8x40 Marineglases, mit stärkeren Verzerrungen und 'Bildrollen' beim Schwenken des Glases. Der Bildeindruck vom Huet 8x40 Marineglas erscheint normaler, ruhiger und kontrollierter. Das 'Bildrollen' setzt deutlich später ein und ist schwächer.