Okulare CZJ 15x50 und Zeiss Oberk. 8x30

V. l. n. r.: 15x50 Pentekarem Carl Zeiss Jena und 8x30 Zeiss Oberkochen

Okulardesign Pentekarem Carl Zeiss Jena (CZJ) und 8x30 Zeiss Oberkochen. Das Pentekarem 15x50 von CZJ ist eine innovative Lösung für ein stark vergrößerndes Fernglas kurz nach dem Krieg. Unter Verwendung des schon vorhandenen, bewährten 'Baukastens 50 mm Objektivgläser' von CZJ wurde mit lediglich einem neuem Okular und Okularhülse 1950 ein Leistungsfähiges neues Fernglas geschaffen. Damit konnte wieder eine gewisse Abrundung des Handfernglas-Sortiments nach oben erreicht werden. Eine Neuentwicklung war aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten wohl nur unter Verwendung vorhandener Bauteile von Binoctem und Dekarem möglich. Ähnlich war man offenbar schon bei dem Vorkriegs Telarem 18x50 verfahren. Auch hier war ein sehr aufwendiges Okular mit 4 Gruppen, 7 Linsen und 8 Luft-Glas-Übergängen gebaut worden. Als unvergütetes Fernglas ergaben sich damals selbst bei 50 mm Objektivdurchmesser Probleme mit der Helligkeit. Auch beim Pentekarem wurde eine anspruchsvolle, aber modernere Lösung gefunden. Wie beim Telarem hat das Pentekarem-Okular 4 Gruppen, jedoch mit nur 6 Linsen bei 8 Luft-Glas-Übergängen. Auch bei  vergüteten Oberflächen verursacht der 7-gruppige Aufbau mit Beschneidung des Bildes durch Blenden in Okularhülse und Okular deutlich reduzierte Bildhelligkeit gegenüber dem Dekarem. Im Ganzen gesehen handelt es sich beim Pentekarem um einen guten Kompromiss zwischen Verwendung von Großserienteilen und einem Sonderbauteil (Okular) der über 30 Jahre produziert wurde.

Okulare (Augenseite rechts).

1. 15x50 CZJ (Okulargehäuse vereinfacht dargestellt)

2.   8x30 Oberkochen (Prospektdetail)

Vergleichbare Okularkonstruktionen mit ähnlichen Linsenkrümmungen waren im Handfernglasbau vor 1950 nicht üblich gewesen. Ähnliches Optikdesign findet man im Objektivbau von Fotoapparaten der 20er und 30er Jahre. Das Zeiss Biotar ein 'Doppel-Gauss' Foto-Objektiv zeigt interessanterweise die gleiche Linsenanordnung wie im Pentekarem, jedoch gespiegelt. Im Biotar Objektiv wird das Bild für den Blendendurchgang fokussiert und danach wieder zur Abbildungsebene aufgeweitet. Im Pentekarem-Okular ist in umgekehrter Linsenanordnung das virtuelle Bild für das Auge 'aufgespannt'. Die gleiche Okularkonstruktion wie im CZJ Pentekarem taucht 4 Jahre später, 1954 im ersten neu konstruiertem 8x30 Handfernglas von Zeiss Oberkochen auf. Das 8x30 aus Oberkochen ist ein qualitativ sehr hochwertiges, aufwendiges klein bauendes Fernglas mit Teleobjektiv und 8 Gruppen (16 Luft-Glas-Übergängen).

3.  Zeiss Biotar 'Doppel-Gauss' Foto-Objektiv

 

4. Prospekt Schneider-Kreuznach Foto-Objektive

5. Okular-Führungshülse Pentekarem mit Querschnittsreduzierung im Strahlengang

Das 1920 bis 1989 in Jena weiter produzierte  Deltrintem 8x30 hat nur 6 Gruppen und ist deutlich einfacher aufgebaut. Offenbar war das aufwendige Okular Voraussetzung für die kompakte Bauweise und für hervorragende Abbildungsleistung des 8x30 aus Oberkochen. Im Nachhinein stellt sich die Frage wie weit der persönliche Austausch zwischen den Entwicklern aus Jena und Oberkochen damals noch ging und wie die patentrechtliche Situation aussah. Es fragt sich auch welche Fernglashersteller außer CZJ oder Zeiss Oberkochen damals  in der Lage waren eine Solche Optik zu entwickeln und wirtschaftlich in entsprechender Qualität herzustellen. Interessant wäre eine Untersuchung über Einfluss und Wechselwirkungen von Kamera- und Fernglasentwicklungen.