V. l. n. r.: Visionking 5x25, Unbekannter Hersteller 4x22
Unbekannter Hersteller 4x22
Das handliche 4x22 Fernglas mit etwa 230m Sehfeld auf 1000m (Werksangabe 300m / 1000m) aus China wird unter verschiedenen Markennamen vertrieben und liefert ein recht beeindruckendes Panorama. Bei einer Größe von 12 x 10 x 5 cm und ca. 350 gr. Gewicht lässt sich das Fernglas gut transportieren. Gravierender Nachteil ist ein instabiles Kunststoffgehäuse in dem Okular- und Objektiveinheit einzeln befestigt und justierbar sind. Schon im Lieferzustand war das Glas dejustiert. Die Justierung mittels dreier kleiner Metallschrauben im dünnen Plastikgehäuse ist abenteuerlich und wenig stabil. Das optische System (Dachkantprismen / (angeblich) Fully Multi Coated) ist für die Preisklasse von ca. 60 Euro nicht schlecht. Der mittlere Sehfeldbereich ist scharf und Kontrastreich mit einer gewissen Verzeichnung. Für Mehrfachvergütung ist das Bild zu dunkel und vignettiert beim Schwenken mit umgeklappten Augenmuscheln leicht. Ohne umgeklappte Augenmuscheln reduziert sich das Sehfeld schnell (kurzer Augenabstand). trotzdem macht das kleine Fernglas mit 20 mm Augenlinse Spaß und ermöglicht ungewöhnliche Ausblicke.
Visionking 5x25
Das Fernglas mit knapp 13° Sehfeld / ca. 220 - 230m Sehfeld auf 1000m (Werksangebe 15,8° / 306m Sehfeld) ist mit 450 - 500 gr. etwas schwerer und mit 12,5 x 12 x 5 cm auch größer als das oben beschriebenen 4x22. Das Fernglas hat verstellbare Augenmuscheln, und Innenfocussierung mit Mitteltrieb. Die Innenfocussierung funktioniert ähnlich den Ferngläsern der 60er Jahre durch Verschiebung der Objektivlinsen. Vor den Objektiven zur Feldseite ist eine vergütete Glasplatte montiert. Das Fernglas macht mit kompakter Bauform, Gummierung, Augenkappen und etwas höherem Gewicht einen recht wertigen Eindruck. Bei eingefahrenen Augenmuscheln ist das gesamte Sehfeld nutzbar, beim Ausfahren der Augenmuscheln verringert sich das Sehfeld (kurzer Pupillenabstand). Etwa 40 - 50% des Sehfeldes sind scharf. Bei dem großen Sehfeld ist die geringe Randschärfe jedoch kaum störend. Das Bild ist leider etwas dunkel und gedämpft. Die Farbwirkung ist leicht ins violette verfremdet (blau u. rot). An mehrfachvergüteten Glasoberflächen und BAK4 Prismen muss gezweifelt werden. Schade ist auch, dass beim Einblick von Objektivseite zum hinterleuchteten Okular am neuen Fernglas deutlich Nebel (Beschlag) im Prismenbereich sichtbar ist, offenbar von wenig geeigneten Gleitfett mit hohen flüchtigen Anteilen, die sich auf umliegenden Glasflächen ablagern. Die Lichttransmission liegt schätzungsweise um 60%. Das Fernglas lässt sich gut scharf stellen. Es gibt keine wirklich störenden Mängel oder Verzerrungen im beeindruckend großen Sehfeld. Die fünffache Vergrößerung zusammen mit dem großen Sehfeld sind für erste Erkundung und Annäherung an die umgebende Landschaft ausreichend, man möchte fast sagen 'wohltuend'.
Trotz der Nachteile bei Randschärfe und Helligkeit entsteht zunächst ein eher positiver Eindruck. Das Fernglas bewegt sich bei einem Preis von rund 55,- Euro (EBay-Bestellung China incl. Zoll) trotzdem an der Grenze zu einem brauchbaren Freizeitinstrument, besonders wenn es um Übersichtsbilder und Landschaftspanoramen geht. Das 5-fach Glas liegt sehr ruhig in der Hand. man sieht fast genauso viel wie mit 6-facher Vergrößerung. Leider stimmte die Kollimation beim neuen Fernglas nicht ganz (Gleichrichtung beider Fernglasachsen). Auch wenn noch kein Doppelbild sichtbar war fing sich die Ungenauigkeit an störend bemerkbar zu machen. Beim Versuch die Justierschraube unter der Gummierung nachzustellen verschwand eine Schraube plötzlich im dünnen Kunststoffgehäuse. Beim Versuch die andere Fernglasseite nach zu justieren zeigte sich das gleiche Problem. Hier war neben dem leeren Gewindeloch gleich eine zweite Stellschraube montiert worden. Eine verlässliche Justierung ist mit solcher Technik kaum möglich. Das ist eigentlich schade, weil das Fernglas-Konzept richtig ist und eine Lücke füllen würde. Wenn das Visionking etwas heller und die mechanische Konstruktion etwas solider wäre, dann käme das einer gelungenen Neuinterpretation vom Leitz Amplivid nahe.