Swift Ferngläser SPWA 8x36 + Saratoga MkII8x40

V. l. n. r.: Swift SPWA 8x36,  Swift Saratoga Mk.II 8x40

Swift Ferngläser sind in Deutschland weniger bekannt. Seit den 50er Jahren werden von der amerikanischen Firma Swift meist in Japan gefertigte Ferngläser auch in Europa vertrieben (Produktion heute: China). Swift Ferngläser decken eine breite Qualitätsspanne von 'recht einfach' bis 'sehr ordentlichen' ab. In den meisten Fällen war ein vergleichsweise gutes Preis-Leistungsverhältnis gegeben. Swift Ferngläser boten die Möglichkeit mit kleinem Budget ein relativ gutes, robustes Fernglas zu erwerben. Das vielleicht bekanntestes Model 804, 8,5x44 Audubon wurde von Anfang der 60er Jahre bis 1999 gefertigt und vom Model 820 Audubon abgelöst. Bei dem Swift-Sortiment handelt sich fast ausschließlich um Porro I Ferngläser in Bausch&Lomb Bauweise (Prisma auf demontierbarem Prismenstuhl). Die Gläser wurden u.a. von Tamron Optical Co., Japan (JL E-45) und Hiyoshi Kogaku Ltd., Japan (JL B56) produziert. Wie in den 50er bis 80er Jahren üblich sind die Ferngläser meist mit weitem Sehfeld ausgerüstet. Je nach Preisklasse bestehen Ferngläser mit Erfle-Okular aus 3 Gruppen mit 5 Linsen oder mit 4 Linsen. Bei 4 Linsen ist nur ein Achromat verbaut. Die Prismen sind aus Bak 4 oder aus Bak 7 Glas gefertigt. In den 80er Jahren wurde Mehrfachvergütung eingeführt.

 

Meine erste Swift Fernglas-Erwerbung war ein SPWA 8x36, 149 m / 1000 m, Multi-Coated, (JL B56), Baujahr vermutlich Ende 80er Jahre. Das Fernglas hat positiv überrascht. Es liefert im Mittelbereich ein sehr präzises, kontrastreiches, helles Bild, auch wenn der Farbton etwas 'kalt' ist. Das Fernglas wirkt sehr kompakt mit dem Nachteil, dass Augenabstände über 70 mm nur mit Auffeilen der Brückenanschläge möglich sind. Schade ist auch, dass wie bei vielen japanischen Fernglasherstellern klebergesicherte Prismen ohne aufgerichtete Bilder ausgeliefert wurden. Die Abweichungen ('Verdrehung' der Bilder gegeneinander) waren erheblich, entsprechend groß auch der Verlust an Randschärfe und Gesamt-Bildqualität. Nach Bildaufrichtung beider Prismenpaare und Auffeilen der Brückenanschläge ist das SPWA 8x36 ein alltagstaugliches Fernglas.

 

Mit dem positiven Eindruck habe ich ohne genaue Recherche bei EBay ein Swift Saratoga Mark II, 8x40, 488 feet / 1000yds, (JL B56), Baujahr vermutlich Anfang der 80er Jahre ersteigert. Auffällig ist der von außen gesehen gelbe Schimmer der Vergütung. Es gibt Justiermöglichkeiten mit Stellschrauben am Prismenstuhl und Exzentern an den Objektiven. Leider stellte sich heraus, dass im Saratoga nur Bak 7 Prismen verbaut sind. Dadurch ist das Bild deutlich dunkler als bei Bak 4 Prismen. Neben geringeren der geringeren Helligkeit sind Abschattungen am Bildrand zu sehen (rechteckiger Okulardurchmesser). Das 3-gruppige Okular hat nur 4 Linsen. Wahrscheinlich besteht ein Zusammenhang zu den Bak 7 Prismen. Mit geringerem Brechungs- bzw. Einfallswinkel der Prismen kann auch der Aufwand zur Minderung von Chromatischer Aberration im Okular auf einem Achromat reduziert werden. Das wirkte kostenmindernd. Damit ist aber auch stärkere chromatische Aberration verbunden.  Trotz punktweise klebegesicherter Prismen war auch hier das Bild nicht aufgerichtet. Nach Reinigung, Schwärzung der Linsenränder (Streulichtreduzierung), Zusammenbau und Bildaufrichtung / Justierung ergibt sich ein  widersprüchliches Bild. Die Randschärfe ist für das relativ weitwinkelige Fernglas nicht  schlecht. Der Mittelbereich liefert eine gute Auflösung. Mit der reduzierten Helligkeit kommen Schattierungen und feine Helligkeitsunterschiede - ähnlich wie bei unvergüteten Ferngläsern - etwas besser heraus. Das Optikdesign, die Bildwirkung ist ansprechend. Die sehr kalte, fast 'farbmindernde' Vergütung liefert ein leicht verfremdetes, man möchte sagen 'vereinfachtes' Bild. Diese Eigenschaften machen das ältere, eher preisgünstige Fernglas zu einer ungewohnten aber interessanten Abwechslung. Voraussetzung für die Benutzung ist jedoch genügend Licht, also möglichst kein bedeckter Winterhimmel.