3 Kleinferngläser, 50er - 70er Jahre

V. l. n. r.: Hertel & Reuss, Peer 7x25, Vixen 7x21, Hensoldt Diasport, 8x20

Sie tauchen gelegentlich auf, einfach vergütete Porro-Prismen Kleinferngläser der 50er bis 70er Jahre. Sie bauen klein, sind leicht, handlich und qualitativ ordentlich gemacht. Das Segment der Kompaktferngläser wird heute ausschließlich von  Dachkantgläsern mit meist etwas komfortablerem Einblickverhalten und i.d.R. helleren mehrfachvergüteten Optiken beherrscht. Trotzdem lohnt ein Blick zurück auf die kleinen Porro-Gläser. Zum einen weil diese Ferngläser recht aufwendig, präzise, z.T. auch originell gemacht sind und den Anspruch hatten in gewissem Umfang 'richtige Ferngläser' ersetzen zu können, zum anderen weil sie gegenüber vielen heutigen Kompaktferngläsern - abgesehen von hochwertigen Produkten - noch konkurrenzfähig sind.

Problem dieser kleinen Ferngläser ist das geringe Gewicht. Sie sind schwer ruhig zu halten und verkanten leicht. Sie haben nur kleine Austrittspupillen von 2,5 bis 3,5 mm, recht kurze Augenabstände und meist sehr kurze fest montierte Augenmuscheln. Wegen der kleinen Objektivquerschnitte und Einfachvergütung ist die Lichtstärke begrenzt. Die Gläser sind damit auch empfindlicher auf Verschmutzung. Überraschend wirkt, trotz Wackeltendenz und enger Durchsicht - oder gerade deshalb - die Unmittelbarkeit des Bildeindrucks, die zugleich Reduzierung auf das Wesentliche ist. Schließlich waren die ersten Zeiss Gläser auch recht klein und hatten seinerzeit mit ähnlichen Objektivgrößen gearbeitet.

Viele Hersteller haben sich im Laufe der Zeit an Kompakt-Ferngläsern versucht. Die Auswahl der 3 folgenden Kleinferngläser ist zufällig, aber viele Merkmale stehen für einen breiteren Querschnitt.

 

Hertel & Reuss, Peer 7x25

Hertel & Reuss war bis Anfang der 90er Jahre ein renommierter Fernglashersteller in Kassel. Das Glas ist wohl aus den 60er Jahren und stammt aus einer Serie von 3 Kleinferngläsern mit gleichem Gehäuse aber unterschiedlichen Leistungen (4,5x20, 6x18 und 7x25). Das 7x25 hat mit ca. 120m auf 1000m das kleinste Sehfeld, ist aber mit 25 mm Objektivdurchmesser das hellste der 3 Ferngläser. Leider sind nur knapp 60% des Sehfeldes ausreichend scharf. Bei ohnehin kleinem Sehfeld und den gegebenen Nachteilen eines Kompaktglases ist die Gebrauchstauglichkeit eingeschränkt. Ein Vorteil ist, dass sich das Fernglas mit dem Mitteltrieb gut an der Stirn anlehnen lässt und dann ein recht ruhiges Bild liefert.

 

Hensoldt Diasport, 8x20

Das Diasport kam 1955 auf den Markt. Das Fernglasprogramm war damals noch unabhängig von Zeiss und das Diasport war Teil der Diagon-Serie. Der Preis lag immerhin bei 3/4 eines Diagon 8x30. Genauso wie das Vixen  ist das Diasport ein widersprüchliches Instrument, weil versucht wurde mehr als ein nur ein Kompaktfernglas herzustellen. Das Glas ist aufwendig und wertig gemacht und wurde mit miniaturisiertem stabilem Fernglasköcher geliefert. Es besitzt eine Innenfocussierung. Die Dioptrienverstellung ist am rechten Objektiv angeordnet. Das ausgezeichnete Design ist zeittypisch. Ein markantes überdimensioniertes Einstellrad in Brückenmitte ist zugleich Anlehnungspunkt für die Stirn. Das Sehfeld liegt bei 120m auf 1000m. Ein recht großer Teil des Sehfeldes ist scharf. Wenn man das Fernglas sorgfältig einstellt, gegen die Stirn abstützt und ruhig hält verliert sich ein wenig der Eindruck des Fernglasersatzes, sondern man hat fast den Eindruck durch ein 'richtiges' Fernglas zu schauen. Es 'stimmt' in der Hauptsache. Schwachpunkt ist die Helligkeit. Bei bedecktem Himmel geht die Detailerkennung schnell zurück. Das Fernglas ist wenig wartungsfreundlich und aufwendig zu demontieren. Hinzu kommt Beschlagen der Optik durch noch wenig geeignetes Gleitfett der Innenfocussierung. Eine Besonderheit ist die Justierung. Sie geschieht über 2 kleine Exzenterringe an den Okularen die von den Augenmuscheln abgedeckt werden. 

 

Vixen 7x21

Vixen ist ein japanischer Teleskop- und Fernglashersteller. Das Glas stammt aus den 60er oder 70er Jahren. Das Sichtfeld wird auf den Seitendeckel mit 10° angegeben. Tatsächlich beträgt das Sehfeld etwa 160m auf 1000m und ist damit deutlich größer als bei anderen Kompaktferngläsern. Es ist der ungewöhnliche Versuch ein kompaktes Weitwinkelfernglas zu bauen. Das Fernglas ist etwas größer als das Hertel & Reuss und das Hensoldt. Es lässt sich besser halten, hat jedoch keinen Stirnanschlag im Mitteltrieb wie die anderen Beiden. Das Fernglas wirkt äußerlich etwas weniger wertig. Die Bauqualität des Gehäuses ist  ausreichend. Die optische Qualität ist recht ordentlich. Über 60% des Bildfeldes sind scharf. Die Abbildungsleistung ist brauchbar. Ein Problem bleiben natürlich die nur 3mm großen Austrittspupillen. Dafür lässt sich das Fernglas problemlos in jeder Jackentasche mitnehmen. Bei einer Optik von 6 Gruppen (Erfle-Okular) ist natürlich auch die Lichtstärke mit 21 mm Objektivdurchmesser begrenzt. Auch hier der Eindruck wie beim Diasport, schon etwas mehr als einen 'Fernglasersatz' in der Hand zu haben.